die Schriften
Im heutigen Digitalsatz, wo mit Tausenden verschiedener, am Computer erstellter Schriftarten gearbeitet wird, kann man sich kaum noch vorstellen, dass eine Schrift etwas besonderes ist. Zu Zeiten des Buchdrucks war eine Schrift ein hohes Gut, war doch die Herstellung höchst aufwendig.
Per Hand wurden Schriftstempel zur Herstellung von Gießmatrizen geschnitten, was vor allem bei kleinen Schriften eine große handwerkliche Herausforderung darstellte – eine ruhige Hand war absolute Grundvoraussetzung. Das in einem Ofen bis über den Schmelzpunkt hinaus erhitzte Metall wurde schließlich in die fertigen Matrizen gegossen. Nach dem Aushärten konnten diese geöffnet und die fertigen Lettern entnommen werden. Natürlich ging diesem Verfahren ein langer Entwicklungsprozess voraus, so mussten z.B. die geeigneten Materialien – sowohl für die Lettern, als auch für die Gießmatrizen – erst gefunden werden.
Bevor Johannes Gutenberg die bewegliche Letter erfand, wurden Druckformen aus Holz geschnitzt. Das bewirkte, dass die gedruckten Buchstaben einer Schriftart nicht immer gleich aussahen. Die Gießmatrizen für Bleilettern wurden jedoch wiederverwendet. Somit ermöglichte es dieses Verfahren erstmals, Schriften unverändert nachzuproduzieren.
Der handwerkliche und materielle Aufwand, welcher zur Herstellung von Buchdrucklettern betrieben wurde, ist für uns Grund genug, kurz auf die Geschichte der einzelnen Schriften, welche wir in unserem Hause zur Produktion Ihrer Briefpapiere verwenden, einzugehen. Auch möchten wir Sie hier über die, uns zur Verfügung stehenden, Zeichensätze informieren. Sämtliche Schriftzeichen, die Sie hier sehen, wurden von einem echten Buchdruck gescannt.
Helvetica
Die ersten Schriftschnitte gestaltete ab 1956 der Grafiker Max Miedinger in Zusammenarbeit mit Eduard Hoffmann, dem Geschäftsführer der Haas'schen Schriftgießerei in Münchenstein bei Basel. 1957 wurde die halbfette Garnitur zur Messe "graphique 57" für den Handsatz veröffentlicht, zunächst unter dem Namen Neue Haas-Grotesk. Die D. Stempel AG, seit 1954 mehrheitlich an der Haas'schen Schriftgießerei beteiligt, brachte die Schrift ab 1960 auch – angepasst an die technischen Gegebenheiten – als Matritzen für Linotype Setzmaschinen heraus. Im Zuge dessen schlug sie den Vertrieb unter dem Namen Helvetia vor, um auf dem internationalen Markt mehr Chancen zu haben. Das gefiel der Haas'schen Schriftgießerei jedoch nicht, da bereits eine Versicherung und eine Nähmaschinenfabrik diesen Namen trugen, und schlug stattdessen den Namen Helvetica – "die Schweizerische" oder "die Schweizerin" – vor, unter dem die Schrift seit 1960 vertrieben wird.
Sie ist bis heute eine der verbreitetsten serifenlose Linearantiquas auf dem Globus. Bis heute wird sie oft und mit verschiedenen Facelifts eingesetzt.
Lessing
Die Gießmatrizen der Lessing wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von der Stempelschneiderei und Gravieranstalt Wagner & Schmidt, Leipzig für die Schriftgießerei J. Wagner Berlin hergestellt. In den Nachkriegswirren verlegte der damalige Inhaber Johannes Wagner die Firma nach Ingolstadt.
Die ausgewogene, serifenlose Linearantiqua wurde schon immer für edle Aufgaben eingesetzt.
Orpheus
Die Orpheus von Walter Tiemann erschien ab 1928 bei der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach. Der Entwurf kombiniert antike Großbuchstaben mit charakteristischen, kalligrafisch wirkenden Kleinbuchstaben. Patrick Griffin und Kevin King aus Kanada digitalisierten im 21. Jahrhundert die Orpheus mit einer umfassenden Neuinterpretation.
Spartan
Die ursprünglich von der englischen Schriftgießerei Stephenson, Blake & Co. herausgebrachte Spartan wurde zuletzt von der deutschen Schriftgießerei Wagner in Ingolstadt gefertigt. Wagner kaufte nach und nach Gießmatritzen von aufgelösten Schriftgießereien auf.
Die Versalschrift mit äußerst feinen Serifen wurde schon immer für typografisch anspruchsvolle Aufgaben eingesetzt.
Palette
Die 1951 von dem Schriftkünstler Martin Wilke geschnittene Palette ist eine runde Pinselschrift, die sich durch das unmodern Werden der gebrochenen Schriften damals wie heute großer Beliebtheit erfreut. Sie wurde von der Fa. Linotype digitalisiert und ist nach wie vor erhältlich.
Arabella
Die Schreibschrift Arabella, geschnitten von dem in Auerbach im Vogtland geborenen Arno Drescher, erschien 1936 bei der 1902 gegründeten Leipziger Gießerei Ludwig Wagner AG zunächst in dieser mageren Version. 1939 folgte eine kräftigere Variante und die ausladenden Zierversalien. Die Schrift erfreute sich nach dem Krieg in beiden Teilen Deutschlands großer Beliebtheit. Auch heute wird sie oft bei der Darstellung klassischer Typografie verwendet.
Beim Druck unserer Buchdruck-Briefpapiere mit der Schriftart Arabella, verwenden wir für die Großbuchstaben stets die Zierversalien.
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